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Mentale Stärke beginnt, wenn du aufhörst, dich selbst zu bewerten

Autorenbild: Konstantinos SimeonidisKonstantinos Simeonidis

Wie oft bewerten wir uns selbst? Vielleicht täglich, vielleicht sogar stündlich. Wir haben gelernt, unser Handeln, unsere Gedanken und unsere Entscheidungen zu beurteilen, fast so, als wären wir in einem permanenten Prüfungsmodus. Doch was macht das mit uns? Diese ständigen Bewertungen – sei es im Sport, im Beruf oder in unserem Privatleben – schaffen Druck, erzeugen Zweifel und führen uns oft in die Sackgasse des Perfektionismus.


Das Konzept der Bewertung zieht sich durch unser ganzes Leben. In der Schule beginnen wir mit Tests, bei denen unsere Leistungen benotet werden. Wir lernen, dass es richtig und falsch gibt, dass Fehler bestraft werden und dass wir uns an Normen messen lassen müssen. Später kommen Jahresgespräche im Job hinzu, die ebenfalls oft auf einer Skala des Bewertens basieren: Was hast du erreicht? Wo bist du gescheitert? Dieses System des permanenten Bewertens prägt unser Denken – und blockiert uns.


Die unsichtbare Last des Bewertens

Warum ist das so problematisch? Weil Bewertungen selten neutral sind. Sie tragen immer eine Wertung in sich: gut oder schlecht, erfolgreich oder gescheitert, stark oder schwach. Doch das Leben ist nicht so schwarz-weiß. Wenn wir uns ständig bewerten, verengen wir unseren Blick und sehen nicht die Zwischentöne, die Vielfalt und die Chancen, die in jedem Moment stecken.


Ein Beispiel: Nehmen wir das Konzept der „Niete“. Dieses Wort ist tief in unserer Sprache verankert. Es bedeutet nicht nur, dass wir in einer Situation versagt haben, sondern es wird oft zu einem Urteil über uns als Person. Ein schlechter Test, eine verpasste Gelegenheit, ein Fehler – all das kann sich wie ein Stempel anfühlen, der sagt: Du bist nicht genug. Doch diese Bewertungen sind nicht die Realität, sondern nur ein verzerrtes Bild, das wir selbst oder andere geschaffen haben.


Akzeptanz statt Bewertung

Was wäre, wenn wir damit aufhören könnten, uns selbst zu bewerten? Wenn wir statt zu urteilen einfach wahrnehmen? Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir alles hinnehmen oder keine Ziele verfolgen. Es bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie sind – ohne sie mit einem Etikett zu versehen.


Im Beruf erleben wir oft, dass Jahresgespräche und Leistungsbeurteilungen Menschen eher verunsichern als motivieren. Sie verstärken das Gefühl, dass wir uns beweisen müssen, dass Fehler uns definieren und dass wir uns immer an einer Skala messen lassen müssen. Doch ist das noch zeitgemäß? Studien zeigen, dass Menschen am besten wachsen, wenn sie auf Stärken aufbauen und nicht ständig auf ihre Schwächen hingewiesen werden. Warum also nicht auch im Beruf mehr Raum für Entwicklung statt Bewertung schaffen?


Der Weg zur mentalen Freiheit

Mentale Stärke beginnt mit einer Entscheidung: die Bewertung loszulassen. Hier sind drei Ansätze, die dir helfen können:

  1. Bewusstheit üben: Beobachte deine Gedanken. Wie oft bewertest du dich selbst oder andere? Schreibe diese Gedanken auf, ohne sie zu verurteilen. Allein das Erkennen dieser Muster ist der erste Schritt zur Veränderung.

  2. Reframing: Verändere deine Sichtweise auf Fehler und Herausforderungen. Statt zu denken: „Das war ein Fehler“, frage dich: „Was kann ich daraus lernen?“. Jede Erfahrung, ob positiv oder negativ, birgt eine Chance zum Wachstum.

  3. Akzeptanz kultivieren: Nimm Situationen, Menschen und dich selbst so an, wie sie sind. Sag dir: „Es ist, wie es ist, und ich entscheide, wie ich damit umgehe.“ Das bedeutet nicht, dass du dich nicht verbessern kannst, sondern dass du nicht mehr gegen dich selbst kämpfst.


Mentale Stärke in der Praxis

Ein Beispiel aus dem Sport: Stell dir vor, du bereitest dich auf einen Marathon vor. Du hast hart trainiert, aber am Tag des Rennens läuft nicht alles wie geplant. Du könntest dich bewerten: „Ich bin gescheitert, ich hätte besser sein müssen.“ Oder du könntest die Erfahrung akzeptieren: „Ich habe mein Bestes gegeben, und heute war nicht mein Tag. Was kann ich beim nächsten Mal anders machen?“ Diese Akzeptanz gibt dir die Freiheit, weiterzumachen und dich zu verbessern, ohne dich selbst zu blockieren.


Fazit: Deine mentale Freiheit beginnt heute

Der ständige Bewertungsmodus, in dem viele von uns leben, ist nicht nur ermüdend, sondern auch hinderlich. Wenn wir aufhören, uns selbst zu bewerten, machen wir Platz für Wachstum, Kreativität und innere Ruhe. Mentale Stärke entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Akzeptanz.


Frage an dich: Was war dein letzter bewertender Gedanke über dich selbst? Wie könntest du ihn in Akzeptanz und Wachstum umwandeln? Teile deine Gedanken – oder starte noch heute damit, den Bewertungsmodus hinter dir zu lassen.

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