Als Coach gebe ich Menschen Impulse, sich selbst zu reflektieren, ihre Stärken zu erkennen und sich zu entwickeln. Es ist ein Beruf, der mich immer wieder erfüllt. Doch nichts spiegelt meine eigenen Themen so sehr wie die Momente mit meiner Tochter.
Abends, wenn wir unser Gute-Nacht-Ritual pflegen, sprechen wir oft über Gefühle und wie wir mit ihnen umgehen können. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, ihr Zutrauen und Vertrauen in ihre eigene Wahrnehmung und ihre Fähigkeit zu geben, zu wachsen. Doch manchmal – in Momenten, in denen ich selbst nicht bei voller Energie bin – zeigt sie mir, wie weit sie selbst schon ist.
Der Regenschirm-Moment

Vor ein paar Tagen waren wir auf dem Weg zur Schule. Meine Tochter hatte ihren Regenschirm an ihren Schulranzen gehängt, und der ganze Weg über klapperte er laut gegen ihr Bein. Es dauerte nicht lange, bis mich das Geräusch zu stören begann. Mehrmals wies ich sie darauf hin, in der Hoffnung, dass sie es selbst ändern würde.
Doch dann drehte sie sich zu mir um und fragte mit kindlicher Klarheit: „Stört es dich, Papa? Denn mich stört es nicht.“
In diesem Moment musste ich innehalten. Sie hatte recht. Es war nicht ihr Problem – es war meins. Ich war müde, gestresst und in meinem „Rettermodus“, versuchte, etwas zu lösen, das sie gar nicht als Problem empfand. Es war ihr Weg, ihr Schirm und ihr Klappern.
Selbstwahrnehmung, Reflexion und Selbstvertrauen
Was mich an diesem Moment so berührt hat, war die Klarheit, mit der sie mir begegnete. Es war ihre Selbstwahrnehmung – sie wusste genau, dass das Klappern für sie kein Problem darstellte. Diese Selbstwahrnehmung gepaart mit Reflexion und dem Selbstvertrauen, mir so zu antworten, zeigte mir, wie viel sie bereits gelernt hat.
Als sie das sagte, fühlte ich mich kurz ertappt – und dann unglaublich dankbar. Dankbar, dass sie bereits jetzt, mit 8 Jahren, so ein Bewusstsein hat. Ich habe deutlich länger gebraucht, nämlich eine lange Reise durch Coaching-Ausbildungen und persönliche Reflexion, um diese Erkenntnisse zu gewinnen.
Dankbar, dass sie mich daran erinnerte, dass ich ihr den Raum geben darf, ihren eigenen Weg zu finden – und dass sie mir gleichzeitig zeigte, wie wichtig es ist, auch mir selbst diesen Raum zuzugestehen.
Zutrauen und Vertrauen in Kinder
Was können wir unseren Kindern wirklich mitgeben? Es sind nicht die perfekten Lösungen oder die ständige Kontrolle, sondern Vertrauen. Vertrauen in ihre Fähigkeit, ihre Herausforderungen zu meistern. Zutrauen, dass sie ihre Träume verfolgen und dabei wachsen können.
Manchmal brauchen wir diese kleinen Momente, in denen wir innehalten und erkennen, dass es unser eigenes Thema ist – und nicht ihres. Unsere Kinder sind oft schon weiter, als wir denken.
Fazit: Lernen von unseren Kindern
Der Regenschirm-Moment hat mich daran erinnert, wie viel wir von unseren Kindern lernen können. Sie spiegeln uns, oft in den ehrlichsten Momenten, und laden uns ein, nicht nur ihnen, sondern auch uns selbst mit mehr Vertrauen und Gelassenheit zu begegnen.
Wenn ich heute Abend mit meiner Tochter über Gefühle spreche, weiß ich, dass diese Gespräche nicht nur sie stärken, sondern auch mich. Es ist ein gegenseitiger Prozess – sie lernt von mir, aber ich lerne mindestens genauso viel von ihr.
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